Der amerikanische Markt: Die Exportlokomotive der Schweiz!

Statement von Martin Naville, CEO Swiss American Chamber of Commerce im swiss export Journal 1/21.

Martin Naville, CEO Swiss American Chamber of Commerce

Die amerikanischen Wahlen sind (fast) vorbei. Donald Trump hat das Rennen um das Weisse Haus verloren, die Demokraten die Wahlen für den Kongress. Was heisst dies für exportorientierte Schweizer Firmen?

Brillante letzte 15 Jahre
In den letzten 15 Jahre entwickelten sich die schweizerisch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen prächtig. Im Jahr 2005 exportierten Schweizer Unternehmen gleich viel nach Italien, Frankreich und die USA, und dreimal mehr nach Deutschland. In den letzten 12 Monaten war der Export in die USA grösser als der nach Italien, Frankreich, das UK und Österreich – kumuliert. Schweizer Firmen exportierten doppelt so viel in die USA als in die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China). Und in den letzten 12 Monaten war der Export in die USA Nr. 1, grösser als derjenige nach Deutschland. Die Bankenaffäre war eine unschöne Episode, die aber dem Erfolg der Exportwirtschaft keinen Schaden antun konnte.

USA-Wahlen sind (fast) durch
Am 3. November wählten die US-Bürger einen Präsidenten, beide Häuser des Kongresses und viele Funktionen in den einzelnen Staaten. Wenn auch der Lärmpegel (Nachzählen, Gerichtsfälle!) noch sehr laut dröhnt, ist das Resultat ziemlich klar: Joe Biden wird am 20. Januar zum 46. Präsidenten vereidigt. Im House of Representatives («House», analog zum Schweizer Nationalrat) bleiben die Demokraten in der Mehrheit, sie haben aber eine empfindliche Reduktion ihrer Mehrheit erlitten. Und im Senat (entspricht unserem Ständerat) werden wohl die Republikaner das Zepter weiterhin schwingen. Am 5. Januar werden im Staat Georgia zwei Nachwahlen in den Senat durchgeführt, mit grossem Chancenplus für die Republikaner. Die Demokraten müssten beide Wahlen gewinnen, ansonsten bleibt es bei einer republikanischen Mehrheit.

Was wird sich für die Schweizer Exporteure ändern?
Einfache Antwort: sehr wenig. In den letzten 28 Jahren gab es während 16 Jahren demokratische Präsidenten und 12 Jahre lang republikanische. Und während dieser ganzen Zeit waren Schweizer Unternehmen erfolgreich auf dem US-Markt. Der Erfolg wurde getrieben durch innovative und erfahrene Unternehmen, die diese grossartigen Marktchancen zu packen wussten. Die politischen Verhältnisse waren meist nur eine Randerscheinung. In den nächsten Jahren wird Washington DC blockiert sein. Im House werden viele progressive (= linke) Phantasien entwickelt, die dann im Senat am republikanischen Widerstand auflaufen. Und Präsident Biden wird sich sehr pragmatisch und realitätsbezogen verhalten müssen, wenn er irgendetwas erreichen will. Die drohende Verstaatlichung des Gesundheitswesens, die grüne Revolution, die massiven Steuererhöhungen und ähnlich Pläne gehen direkt in die Schublade.

Mittelfristig wird der US-Markt wieder in Schwung kommen; Analysten von Morgan Stanley sagen, schon im 1. Quartal 2021. Schweizer Firmen sind gut beraten, den Covid-Schleier abzulegen und sich auf grosse Opportunitäten zu fokussieren. Wegen möglicher protektionistischer Tendenzen wird die Frage von Direktinvestitionen in Zukunft aber wichtiger.

Der US-Markt, ein Viertel der Weltwirtschaft, ist weiterhin sehr offen, man kann gegen US-Firmen und den Staat klagen, verdient freikonvertible Dollars, und ausländische Unternehmen werden vom Staat nicht benachteiligt. Die Wahlen werden nichts daran ändern. Es liegt an uns, in den USA Erfolg zu finden.

swiss export Journal 1/21